Laut einer Studie des CAR Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen haben die Rabatte auf Neuwagen in Deutschland im August ein Ausmaß erreicht, das zuletzt im April dieses Jahres gemessen wurde. Mit 102 Punkten liegt der CAR-Rabatt-Index praktisch auf jenem Niveau, welches die Autobauer 2010 aufgrund der Nachwirkungen der globalen Finanzkrise mit umfangreichen Rabattaktionen auf zahlreiche Modelle erreicht hatten. Damals ging es darum, Kunden zu Neukäufen zu bewegen und damit die Kaufzurückhaltung nach der vorausgegangenen Abwrackprämie zu überwinden. Nur, worum geht diesmal? Weit und breit ist nichts der Umweltprämie Vergleichbares in Sicht und die Finanzkrise scheint überwunden. Der CAR-Rabatt-Index berücksichtigt hunderte Rabattaktionen unterschiedlicher Hersteller, bezieht Nachlässe bei Internet-Vermittlern Sonderaktionen und Angebote Offerten von Autobanken ein. Ebenso werden Gebrauchtwagenüberzahlungen berücksichtigt. Kurzum: Er bildet das Niveau der Preisnachlässe in der Branche insgesamt ab. Steigt er, stellt sich Experten natürlich die Frage nach dem Warum. CAR-Rabatt-Index auch als Konjunkturbarometer Experten sehen im Anstieg des CAR-Rabatt-Index auch ein Zeichen dafür, dass das (optimistisch ausgedrückt) "Pausieren" der Konjunktur und die Eurokrise nun auch in den Realmärkten angekommen und messbar seien. Dafür spricht nicht zuletzt auch der Rückgang der Auftragseingänge in der deutschen Industrie für den Monat Juli. Hier gab das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) diese Woche bekannt, dass die Bestellungen im Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,8% im Vergleich zum Juni zurückgegangen sind. Maßgeblich dafür sei die schwache Nachfrage aus dem Ausland verantwortlich. Ebenso verhalten zeigt sich der wirtschaftliche Aufschwung in der Eurozone. Aufgrund zurückhaltenden privaten Konsums stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Europäischer Statistikbehörde Eurostat im 2.Quartal nur um 0,2%, während das vorangegangene Quartal noch ein Plus von 0,8% verzeichnete. Auf der Spur der Konjunktur: Autos sind Motoren der Wirtschaft Nimmt man nun noch den weiteren Ankauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen seitens der EZB, Ermahnungen zum Sparen und auch die an Griechenland gerichtete Forderung seitens Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, dass eine Auszahlung weiterer Hilfen nur erfolge, wenn die Hellenen ihre Sparziele einhielten, gewinnt man einen Eindruck davon, wie groß wohl die Befürchtungen der Automobilindustrie sind, dass vor allem die inländischen und EU- Absatzmärkte einbrechen könnten. Sobald nämlich Unternehmen keinen Aufschwung mehr spüren, wird das Aufstocken/Erneuern der Firmenwagenpools, also das Dienstwagengeschäft, deutlich abnehmen. Dasselbe gilt für Privatkunden: Auch sie werden sich zurückhalten, was den Kauf eines Neuwagens angeht, sofern der Preisdruck und die Sorgen um die Stabilität der Gemeinschaftswährung weiter zunehmen. In diesem Sinne sind Kaufanreize in jeglicher Form seitens der Automobilhersteller und Importeure ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Ampel der Konjunktur zumindest auf Gelb steht. Marcello Buzzamca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 25 KW 36 | 07.09.2011 |
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